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Intelligentes Energiemanagement

Gezielt Energie und Netzentgelte einsparen

EWE business Magazin / Virtuelles Kraftwerk / intelligentes Energiemanagement
Stromdirektvermarktung
Klimaneutralität & Energie
15.12.2023  7 Min.
Autor: Team EWE business

Kosten senken durch intelligentes Energiemanagement

Interview: Wie das Unternehmen be.storaged individuelle und intelligente Energiemanagementlösungen für Unternehmen entwickelt

Bis 2030 sollen 80% der deutschen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen bezogen werden. Bis 2045 sind es sogar 100%. Im Zuge der Energiewende ändern sich nicht nur die Erzeugungsquellen, sondern es wird durch eine stetig steigende Elektrifizierung im Mobilitäts- und Wärmebereich insgesamt mehr Strom benötigt. Das treibt die Strompreise nach oben. Viele Unternehmen produzieren daher zunehmend ihren eigenen erneuerbaren Strom. Da Energieerzeugung und Bedarf jedoch zeitlich nicht immer deckungsgleich sind und die Erzeugung zudem wetterbedingten Schwankungen unterliegt, sind vor allem energieintensive Industrien darauf angewiesen, regelmäßig große Mengen Strom aus dem öffentlichen Netz zu beziehen. Dies kann zu sehr hohen Lastspitzen und damit zu hohen Netzentgelten führen. Weitere Preisanstiege zeichnen sich im Zuge des benötigten Netzausbaus für die kommende Jahre ab. Ein Batteriespeicher und ein intelligentes Energiemanagementsystem können daher insgesamt zu erheblichen Kosteneinsparungen beitragen.

 

Wie genau das funktioniert, erklären Nils Spöring und Finn Neugebauer von unserem Tochterunternehmen be.storaged im Interview.

Nils Spöring von be.storaged

Nils Spöring von be.storaged

(Bild: Izabella Mitwollen)

Finn Neugebauer von be.storaged

Finn Neugebauer von be.storaged

(Bild: Izabella Mitwollen)

Nils, Finn, schön dass Ihr da seid! Fangen wir ganz vorne an: Was macht be.storaged eigentlich?

Nils: Wir sind vor über 5 Jahren als eine Art Start-Up aus der EWE hervorgegangen. Angefangen haben wir mit dem Bau und Betrieb eines Großspeichers in Varel, der hauptsächlich dazu dient, das Netz vor Ort stabil zu halten. Je nach Bedarf nimmt er überschüssigen Strom auf oder speist ihn wieder ins Netz ein. Inzwischen verstehen wir uns als vollständigen Umsetzungspartner für intelligente Batteriespeicherlösungen für Industrie- und Gewerbekunden. Wir analysieren Daten, bewerten die Kundeninfrastruktur und setzen Batteriespeicherprojekte ganzheitlich bis zum laufenden Betrieb um. In den meisten Fällen inkludiert diese Leistung Batteriespeicher, der aber nicht zwingend erforderlich ist. Im Gegensatz zu anderen Anbietern von Batteriespeichern arbeiten wir technologieoffen- und herstellerunabhängig. Darüber hinaus haben wir eine eigene Energiemanagement-Software entwickelt, mit der wir nicht nur die eigens umgesetzten Projekte intelligent steuern, sondern auch bereits installierte und weniger intelligent gesteuerte Speicher und Erzeugereinheiten optimieren. Wir können die Erlöse des Speichers in der Regel um mindestens 40% erhöhen, indem wir naheliegende Anwendungsfälle wie eine Eigenverbrauchsoptimierung mit komplexeren Formen Lastspitzenkappung und einer Vermarktung kombinieren. Dies grenzt uns ganz entscheidend vom Wettbewerb ab.

Wie läuft eine Zusammenarbeit mit Euch ab?

Nils: Am Anfang steht immer die Analyse. Eine erste Potenzialanalyse erstellen wir kostenlos anhand einiger Daten wie bspw. dem Lastprofil des Unternehmens. Anhand dieser Daten und wenigen Zusatzinformationen lässt sich detailliert bestimmen, ob und in welchen Größenklassen ein Batteriespeicher für das Unternehmen infrage kommt. Nach Wunsch folgt im Anschluss entweder der Start ins Projekt oder eine detaillierte Wirtschaftlich-Technische-Potenzialanalyse, in der wir die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit den technischen Ortsbedingungen des Kunden zusammenbringen und ein vollständiges Konzept als Entscheidungsgrundlage für das Projekt erarbeiten.

 

Finn: Im Idealfall folgt dann die Umsetzung des Projekts. Hier übernehmen wir alle möglichen Schritte der Projektierung und Inbetriebnahme. Wir kümmern uns um die Zertifizierung der Anlage, die Einhaltung lokaler Vorschriften zum Beispiel im Bereich Brandschutz und begleiten gegebenenfalls die Beantragung einer Baugenehmigung. Besonders stark sind wir – und auch das unterscheidet uns von anderen Anbietern – im laufenden Betrieb. Mit unserem eigens entwickelten Energiemanagementsystem okean.os sind wir in der Lage, alle stromverbrauchenden und -erzeugenden Anlagen eines Unternehmens effizient zu monitoren und ggfs. zu steuern.

Sie sind auf der Suche nach einer passenden Speicherlösung?

Für welche Art von Unternehmen arbeitet Ihr?

Nils: In der Regel lohnt sich eine Beratung hinzu einer individuellen Energiemanagementlösung nur für RLM-Kund:innen (RLM = registrierter Leistungsmessung) – also für Unternehmen, deren Lastgang in kurzen Intervallen gemessen wird. Diese verbrauchen in der Regel mindestens 100.000 kW/h Strom im Jahr und zahlen individuelle Netzentgelte. Bei deren Berechnung spielen vor allem die Lastspitzen eine Rolle und weniger der durchschnittliche Gesamtverbrauch über das Jahr. Dabei gilt: Je höher die Lastspitzen, also die Ausschläge im Lastgang, desto höher die Netzentgelte. Unser Angebot zielt daher vor allem darauf ab, diese Lastspitzen durch eine intelligente Steuerung des Energieverbrauchs zu vermeiden bzw. zu reduzieren.

Wie genau können Lastspitzen verringert werden, um Netzentgelte zu sparen?

Finn: Hier muss man ganz klar unterscheiden: Bei dem Anwendungsfall der Lastspitzenkappung geht es nicht unbedingt darum, weniger Strommengen zu verbrauchen, sondern darum, zu gewissen Zeitpunkten weniger Strom aus dem Netz zu beziehen, um Netzentgelte zu sparen. Der Kunde bemerkt in der Produktion keinen Unterschied.

 

Nils: Dazu kann ich ergänzen, dass es mit unserem Energiemanagementsystem okean.os durchaus möglich ist, den Energieverbrauch insgesamt zu optimieren. Die Software ermöglicht es, abschaltbare Lasten innerhalb eines Unternehmens anzusprechen und bspw. Kühlprozesse mit in die intelligente Steuerung aufzunehmen. Dies kann neben der Vermeidung von Lastspitzen auch zu einer Reduktion des Gesamtstromverbrauches führen.

Wie kann der Batteriespeicher gefüllt werden?

Nils: Der Batteriespeicher wird entweder mit überschüssigem Strom bspw. aus PV- oder Windkraftanlage oder mit Netzstrom aufgeladen. Mit unserer Software können wir auch problemlos Blockheizkraftwerke oder andere Erzeugereinheiten einbinden und intelligent steuern.

Ihr habt schon viel über Eure Software okean.os erzählt, hat diese noch weitere Vorteile?

Finn: Unsere Software sorgt dafür, dass vor Ort bei unseren Kunden Eigenerzeugungsanlagen, Batteriespeicher, Ladeinfrastruktur und in Einzelfällen auch abschaltbare Lasten intelligent miteinander kommunizieren und im Gesamtsystem maximal effizient eingesetzt werden. Darüber hinaus ermächtigt uns die Software zu einer sehr hohen Reaktionsgeschwindigkeit im Falle einer Störung der Systeme. Mit unserem Betriebsteam können wir unseren Kunden damit ein hohes Level an Service bieten.

 

Nils: Eine selbst entwickelte Benutzeroberfläche gibt sowohl uns als auch unseren Kunden einen geordneten und schönen Überblick über sein Energiesystem. Wir können alle Daten im laufenden Betrieb jederzeit überwachen und visualisieren. Mit einem Zugang für jeden Kunden ist die Software ganz einfach über den Browser zugänglich.

Intelligente Software und Speicher sind also auch für die E-Mobilität sehr nützlich?

Nils: Ja, genau. Man stellt sich vor, morgens um 6 Uhr beginnt die Produktion, alle Maschinen werden hochgefahren, die Kaffeemaschinen laufen auf Hochtouren und dann kommen die Mitarbeitenden und schließen ihre E-Autos an den firmeneigenen Ladesäulen an. Da ist schnell eine Lastspitze erreicht. Unsere Software kann dann zum Beispiel steuern, dass die Autos morgens nur langsamer geladen werden und mittags, wenn die Sonne scheint, schneller wieder voll sind.

 

Finn: Theoretisch könnten wir auch die Kaffeemaschinen und Cola-Automaten drosseln, aber das will ja keiner! Aber im Ernst: Gerade bei Ladesäulen, die im öffentlichen Raum stehen, können und werden Batteriespeicher sehr nützlich sein. Insbesondere wenn man etwas weiter außerhalb ist, sind oftmals gar keine entsprechenden Stromleitungen vorhanden, um stabil genug Energie an die Ladesäulen zu liefern. Ein Speicher kann hier Abhilfe schaffen und zusätzliche Energie zur Verfügung stellen. Dies haben wir in Mainz als Inselbetrieb realisiert. Sämtlicher Strom für den Ladepark wird lokal über Photovoltaik erzeugt und gespeichert, bis er verwendet werden kann. Auch hier ergänzen sich Batteriespeicher und Software perfekt.

 

Ein Inhousespeicher von be.storaged
Ein Inhouse-Speicher von be.storaged unterstützt das intelligente Energiemanagement. (Bild: Izabela Mittwollen)

Wenn ich nun nach Euren Erklärungen der Meinung bin, dass ein Batteriespeicher das Richtige für mich sein könnte, welche Punkte spielen bei Eurer Analyse eine Rolle?

Nils: Ob und welcher Speicher – in welcher Größe und mit welcher Speichertechnologie – für ein Unternehmen der richtige ist, hängt von vielen Faktoren ab. Natürlich schauen wir uns das Lastprofil sehr genau an, um Lastspitzen und -täler zu identifizieren. Wichtig ist aber auch immer ein Blick auf die örtlichen Gegebenheiten. Ist eine PV-Anlage sinnvoll oder bereits vorhanden? Kann der Speicher innen oder außen gebaut werden? Hinzu kommen auch die örtlichen Vorschriften. In Deutschland unterscheiden sich die Voraussetzungen, die für einen Batteriespeicher erfüllt sein müssen, von Kommune zu Kommune zum Teil erheblich. Für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit und der Amortisation der Anlage spielen auch der Strompreis und die jeweiligen Netzentgelte eine große Rolle.

Was kostet denn so eine Anlage?

Finn: Auch das hängt von vielen Faktoren ab. Je größer der Speicher, desto teurer ist natürlich die Hardware. Hinzu kommt die Frage, ob die Stromversorgung auf dem Grundstück und in den Gebäuden des Kunden noch angepasst werden muss. Deshalb gehört zu unserer Projektierung immer eine ausführliche Vor-Ort-Begehung. Gängige Größen für Gewerbekund:innen beginnen bei 100.000 Euro und können für Industrieunternehmen in die Millionenhöhe gehen. Durch die Steuerung entlang mehrerer Anwendungsfälle amortisieren sich die Speicher unserer Kunden nach etwa 5-6 Jahren. Es kann aber auch schneller gehen. Wir erhöhen die Wirtschaftlichkeit alle Speicher damit drastisch.

Wie viel Zeit muss man einplanen, bis der neue Batteriespeicher steht?

Finn: Auch bei der Projektdauer gibt es viele Faktoren, die sich ebenfalls nicht immer im Voraus abschätzen lassen. Zum einen sind wir von den Lieferzeiten der Hersteller abhängig und zum anderen von den jeweiligen Behörden, die wir häufig innerhalb der Projekte in dessen Umsetzung einbeziehen. In der Regel rechnen wir aber mit einer Projektlaufzeit von etwa 4-8 Monaten.

Gibt es eigentlich eine Förderung für Batteriespeicher?

Nils: Das ist schwer konkret zu beantworten. Meistens ist die Antwort ja, aber es gibt nur selten einen bundesweit einheitlichen Fördertopf dafür. Wir hatten schon Kunden, die den Speicher beim Bau einer Photovoltaikanlage mitgefördert bekommen haben oder die von Innovationsförderprogrammen profitiert haben. Wir sind selbst keine Fördermittelberater, arbeiten aber bei Bedarf mit kompetenten Partnerunternehmen zusammen, die wir gern weiterempfehlen.

EWE verbindet man ja eher mit dem Nordwesten Deutschlands. Ihr seid aber nicht nur in diesem Gebiet tätig, richtig?

Nils: Genau. Wir sind in ganz Deutschland aktiv – und auch darüber hinaus. Den Großspeicher in Varel haben wir zusammen mit japanischen Partnern gebaut, mit denen wir auch heute eine enge Partnerschaft pflegen. Unsere Software ist heute schon im japanischen Markt im Bereich der Windportfoliooptimierung aktiv. Nichtsdestotrotz arbeiten wir natürlich häufig mit den verschiedenen Fachbereichen von EWE zusammen und bilden ein starkes Ensemble im Energiedienstleistungsbereich. Beispielsweise mit den Spezialist:innen für Photovoltaik und Elektromobilität, so dass wir nach Wunsch und Bedarf ein ganzheitliches Lösungspaket anbieten können.

Eine letzte Frage: Wie sieht denn die Zukunft von be.storaged aus?

Nils: Grün! Wir sind davon überzeugt, dass Batteriespeicher und intelligente Softwarelösungen einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten werden. Die intelligente und softwarebasierte Nutzung von Flexibilitätsoptionen wie Batteriespeicher, sind ein integraler Bestandteil für das Gelingen der Energiewende. Energie – und insbesondere erneuerbare Energie – kann so wesentlich effizienter genutzt werden kann. Die Nutzung von Flexibilität spart Energie, CO2, Zeit und damit auch Kosten. Gleichzeitig wird die Netzstabilität erhöht. Eine Win-Win-Situation für alle – auch für das Klima!

Sie sind auf der Suche nach einer passenden Speicherlösung?

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