EWE business Magazin
Ratgeber: Emissionshandel
Was ist das und wie funktioniert er?
Der Emissionshandel erklärt
Wie funktioniert er und welche Auswirkungen hat er auf Unternehmen?
Der europäische und der nationale Emissionshandel sind wichtige Instrumente, um die Klimaziele der Europäischen Union (EU) zu erreichen. In unserem Artikel erklären wir, wie der Emissionshandel funktioniert, welche Unterschiede es zwischen dem europäischen und dem nationalen Handel gibt, welche Veränderungen in den nächsten Jahren anstehen und welche Auswirkungen das auf Unternehmen hat.
- Was ist ein Emissionshandel?
- Wer muss am EU-Emissionshandel (EU-ETS 1) teilnehmen?
- Wer muss am nationalen Emissionshandel (nEHS) teilnehmen?
- Was ist der Unterschied zwischen dem europäischen und nationalen Emissionshandel?
- Was passiert mit den Einnahmen aus dem Emissionshandel?
- Änderungen beim Emissionshandel in 2026: Die Korridorphase
- Geplante Änderungen beim Emissionshandel ab 2027
- Wie wirkt sich der Emissionshandel auf Unternehmen aus?
- Emissionshandel als Chance für Klimaschutz und Wirtschaft
- Fazit
1. Was ist ein Emissionshandel?
Sowohl der europäische als auch der nationale Emissionshandel funktionieren nach dem Prinzip „Cap and Trade“ (zu Deutsch: Begrenzen und Handeln). Das bedeutet, dass die EU und Deutschland zunächst festlegen, wie viel CO₂ maximal ausgestoßen werden darf. Für diese Menge werden Zertifikate ausgestellt, die jeweils einer Tonne CO2 über einen bestimmten Zeitraum entsprechen. Diese Zertifikate können dann von den Inverkehrbringern der Emissionen (wie z. B. Erdgasversorger) erworben werden. Im Laufe der Jahre wird die Menge der jährlich ausgegebenen CO2 -Zertifikate schrittweise auf null reduziert. Durch das sinkende Angebot steigt der Preis für diese Zertifikate, wodurch ein Anreiz zur Emissionsreduktion entstehen soll.
2. Wer muss am EU-Emissionshandel (EU-ETS 1) teilnehmen?
Am europäischen Emissionshandel (EU Emissions Trade System, kurz EU-ETS 1), der 2005 eingeführt wurde, müssen große Energieanlagen wie fossile Kraftwerke, Heizkraftwerke und Heizwerke mit jeweils mehr als 20 Megawatt Feuerungswärme teilnehmen, sowie energieintensive Industrieanlagen wie Hochöfen, Raffinerien, Zementwerke, Aluminiumwerke und Anlagen der Chemieindustrie. Zurzeit betrifft das rund 9.000 Anlagen in ganz Europa. Ca. 1.700 dieser Anlagen stehen in Deutschland. Seit 2012 ist auch der Luftverkehr Teil des europäischen Emissionshandels, 2024 kam noch der Seeverkehr hinzu.
3. Wer muss am nationalen Emissionshandel (nEHS) teilnehmen?
Der nationale Emissionshandel (nEHS) wurde 2021 in Deutschland als Ergänzung zum europäischen Emissionshandel (EU-ETS 1) eingeführt. Er betrifft vor allem die Sektoren Wärme und Verkehr sowie seit 2024 den Abfallsektor. Teilnehmen müssen alle Unternehmen, die fossile Brennstoffe verkaufen. Dazu zählen unter anderem Benzin, Diesel, Erdgas, Kohle und Abfälle. Gemeinsam decken die beiden Emissionshandelssysteme somit rund 85 Prozent aller deutschen Treibhausgasemissionen ab.
4. Was ist der Unterschied zwischen dem europäischen und nationalen Emissionshandel?
Der EU-Emissionshandel funktioniert nach dem Downstream-Prinzip. Das bedeutet, dass die Unternehmen, die fossile Brennstoffe einsetzen, für den Ausstoß des Treibhausgases CO2 bezahlen. Wer also weniger CO2 emittiert, spart direkt Geld. Im Gegensatz dazu gilt beim nationalen Emissionshandel das Upstream-Prinzip: Die verantwortlichen Inverkehrbringer, wie z. B. Erdgas- und Kohlelieferanten oder Mineralölkonzerne, müssen für jede in Verkehr gebrachte Tonne CO2 ein Emissionszertifikat erwerben. Sie zahlen also für die Emissionen, die bei den Endverbrauchern entstehen. Das liegt vor allem daran, dass es in den Bereichen Wärme und Verkehr sehr viele Treibhausgasemittenten gibt – beispielsweise alle Besitzer eines Autos mit Verbrennermotor – die nicht alle einzeln am Emissionshandel teilnehmen können.
Darüber hinaus werden die CO2-Zertifikate im europäischen Emissionshandel auf europäischer Ebene gehandelt, während für den nationalen Emissionshandel (nEHS) bis Ende 2025 noch ein Festpreis gilt.
Tabelle: Nationaler Emissionshandel (nEHS) vs. Europäischer Emissionshandel (EU-ETS 1)
| Nationaler Emissionshandel (nEHS) |
Europäischer Emissionshandel (EU-ETS 1) |
|
| Teilnehmende Sektoren | Wärmeerzeugung, Verkehr, Abfall | Industrie, Kraftwerke, Luftverkehr, Seeverkehr |
| Handelsprinzip | Upstream – Unternehmen zahlen für das Inverkehrbringen von Treibhausgasen | Downstream – Unternehmen zahlen für das Emittieren von Treibhausgasen |
| CO2-Preis | 55 Euro/t CO2 (Festpreis bis 2025) | Bildet sich am Markt (zurzeit durchschnittlich 70-80 Euro/t CO2) |
5. Was passiert mit den Einnahmen aus dem Emissionshandel?
Sowohl die Einnahmen aus dem nationalen als auch aus dem europäischen Emissionshandel müssen zweckgebunden für die Transformation zur Klimaneutralität ausgegeben werden. In Deutschland fließt das Geld in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) und wird für Technologieförderung und Klimaschutz eingesetzt. Dazu zählen beispielsweise die Transformation der Wärmenetze oder der Ausbau der Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität. Auf europäischer Ebene geht ein Großteil der Erlöse aus der Versteigerung von CO2 -Zertifikaten an die einzelnen Mitgliedsstaaten, sodass diese Einnahmen in Deutschland ebenfalls in den KTF fließen.
6. Änderungen beim Emissionshandel in 2026: Die Korridorphase
Im nationalen Emissionshandel endet im Jahr 2025 die Festpreisphase für CO2 -Zertifikate. Unternehmen, die 2026 fossile Brennstoffe in den Verkehr bringen, müssen dann die entsprechenden CO2-Zertifikate innerhalb von Auktionen erwerben. Allerdings ist auch hier der Preis noch gedeckelt: CO2-Zertifikate werden zunächst in einem Preiskorridor von 55 bis 65 Euro/t CO₂ versteigert (deshalb auch „Korridorphase“ genannt). Im Anschluss an die Auktionsphase gibt es Nachkaufmöglichkeiten, bei denen CO2-Zertifikate für 68 Euro/t CO2 - gekauft werden können. Außerdem können bis zu 10 % der im Vorjahr erworbenen Menge an CO2-Zertifikaten für 2026 in 2027 zu einem Festpreis von 70 Euro/ t CO2 nachgekauft werden. Das ist insbesondere dann relevant, wenn mehr Zertifikate für 2026 benötigt werden als zunächst angenommen – beispielsweise bei einem Erdgasversorger, dessen Absatz infolge unerwarteter Wetterschwankungen steigt. Die Korridorphase ist zeitlich begrenzt auf das Jahr 2026.

7. Geplante Änderungen beim Emissionshandel ab 2027
Mit der Einführung des zweiten, zusätzlichen europäischen Emissionshandelssystems (EU-ETS 2) werden auch die Bereiche Gebäude und Straßenverkehr EU-weit bepreist, die in Deutschland bisher Teil des nationalen Emissionshandels waren. Das EU-ETS 2 ist wie der nationale Emissionshandel als Upstream-System angelegt, sodass nicht die einzelnen Verbraucher von fossilen Brennstoffen die CO2-Zertifikate erwerben müssen, sondern die Inverkehrbringer. Die Menge der ab 2027 ausgegebenen Zertifikate orientiert sich am Emissionsminderungsziel der EU und wird jährlich reduziert. Wie im EU-ETS 1 müssen die Zertifikate am Markt ersteigert werden und können untereinander gehandelt werden. Für alle Emissionen in Deutschland, die nicht durch EU-ETS 2 abgedeckt sind, wird es den nationalen Emissionshandel weiterhin geben. Dabei orientiert sich der Preis pro Zertifikat an den europäischen Werten. Ob das EU-ETS 2 wirklich zum 01.01.2027 starten wird, ist derzeit noch nicht ganz sicher, da einige Mitgliedsstaaten der EU eine Verschiebung des Beginns auf 2028 anstreben.
8. Wie wirkt sich der Emissionshandel auf Unternehmen aus?
Zwar ist die Anzahl der Unternehmen, die am europäischen oder nationalen Markt CO2-Zertifikate erwerben müssen, überschaubar, dennoch wirkt sich der Emissionshandel auf jedes einzelne Unternehmen aus. Denn die verpflichteten Inverkehrbringer dürfen ihre Mehrkosten an die Letztverbraucher weitergeben. Dadurch liegen die Preise für Diesel, Benzin und Heizöl 2026 voraussichtlich um etwa 2,5 bis 5,5 Cent pro Liter höher als 2024. Unternehmen können somit durch den Umstieg auf klimafreundliche Heizmethoden bzw. Produktionsprozesse und E-Mobilität CO2-Kosten vermeiden.
Tabelle/Grafik: Preissteigerungen durch den Emissionshandel für ausgewählte Energieträger
| CO2-Preis in €/t | Leichtes Heizöl in ct/l | Diesel in ct/l | Benzin in ct/l | Erdgas in ct/kWh | |
| 2021 | 25 | 6,7 | 6,7 | 6,0 | 0,5 |
| 2022 | 30 | 8,0 | 8,0 | 7,2 | 0,5 |
| 2023 | 30 | 8,0 | 8,0 | 7,2 | 0,5 |
| 2024 | 45 | 12,0 | 12,0 | 10,8 | 0,8 |
| 2025 | 55 | 14,7 | 14,7 | 13,2 | 1,0 |
| 2026 | 55 - 65 | 14,7 - 17,4 | 14,7 - 17,4 | 13,2 - 15,6 | 1,0 - 1,2 |
9. Emissionshandel als Chance für Klimaschutz und Wirtschaft
Der nationale und europäische Emissionshandel verteuert fossile Brennstoffe und damit Produkte, deren Herstellung CO2-intensiv ist. Das bedeutet für Unternehmen und Haushalte Mehrkosten, schafft aber gleichzeitig starke Anreize, auf klimafreundliche Technologien umzusteigen – zumal diese mittels der Erlöse aus den Emissionshandelssystemen bezuschusst werden. Dass der Emissionshandel wirkt, zeigen Zahlen: Seit der Einführung des EU-ETS 1 im Jahr 2005 sanken die Emissionen in Deutschland im EU-ETS um rund 47 %. Die Phasen der stärksten Rückgänge korrelieren dabei mit den Phasen der höchsten Zertifikat-Preise. Zudem erzielte Deutschland allein 2024 Einnahmen von rund 18,5 Mrd. Euro, die direkt in Klimaschutzmaßnahmen wie Förderprogramme für Unternehmen und Privathaushalte fließen müssen.
10. Fazit
Unternehmen mit geringeren Emissionen können langfristig durch Vermeidung von CO2 finanziell profitieren. Auch Privathaushalte sparen auf lange Sicht durch den Umstieg auf klimafreundliche Produkte und Energien.
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