Kinder sitzen an einem Tisch in einem Klassenzimmer und schauen auf ein Tablet, dass ein Mädchen in der Hand hält.
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Schuldigitalisierung

Ludwig Kohnen im Interview

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02.02.2022  8 Min.
Autor: Team EWE business

So steht es um die Schuldigitalisierung in Niedersachsen

Im Interview spricht Ludwig Kohnen über den aktuellen Stand und die größten Herausforderungen für Bildungseinrichtungen und Schulträger.

Rund 840.900 Schülerinnen und Schüler besuchen aktuell eine von etwa 2.570 allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen. Neben vielen organisatorischen Neuerungen kam mit der Pandemie vielerorts auch die Erkenntnis, dass nur wenige Schulen im Nordwesten in puncto Digitalisierung fit für die Zukunft aufgestellt sind. Mangelnde technische Ausstattung und zu langsames Internet sind nur ein Teil der Schwierigkeiten, denen sich Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern in Zeiten des Homeschoolings stellen müssen.

 

Im Interview spricht Ludwig Kohnen, EWE-Geschäftsfeldleiter Geschäftskundenvertrieb EWE TEL GmbH, über den Stand der Schuldigitalisierung, über Chancen und Risiken von digitaler Bildung sowie eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag von EWE unter Schulleitenden sowie Eltern schulpflichtiger Kinder in Niedersachsen durchgeführt hat.

 

Herr Kohnen, was heißt eigentlich Schuldigitalisierung?

Kohnen: Für uns heißt Schuldigitalisierung, dass Bildungseinrichtungen optimal für das Arbeiten mit digitalen Geräten ausgestattet sind. Heißt zum einen, dass die Schulen über eine ausreichend gute Internetverbindung mit hohen Bandbreiten verfügen. Zum anderen, dass Schulen mit digitalen Endgeräten in den Klassenzimmern ausgestattet sind. Dass die Einrichtungen über professionelle LAN- und WLAN-Netze verfügen. Dass sie getrennte Schulnetze für pädagogische Inhalte und sensible Personendaten besitzen und dass Schulen absolut sicher gegen Hackerangriffe sind sowie Lehrerinnen und Lehrer mit digitalen Lehr- und Lernmethoden umgehen können.

 

Sie haben mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa eine repräsentative Umfrage zur Schuldigitalisierung in Niedersachsen durchgeführt. Was war der Grund?

Kohnen: Niedersachsen ist unser Kernvertriebsgebiet. Dort haben wir ein weit verzweigtes Glasfasernetz. Knapp 40.000 Kilometer Glasfaser betreuen wir aktuell. Das ist in etwa die Länge des Äquators. Und bisher gab es zum Thema Digitalisierung an Schulen im Nordwesten keine aussagekräftigen Erhebungen. Wir wollten daher konkret wissen, wie weit die Digitalisierung bei uns im Nordwesten fortgeschritten ist. Und zwar aus Sicht von Schulleitenden sowie Eltern. Denn erst die ganzheitliche Betrachtung dieser beiden Einzelumfragen ergibt aus unserer Sicht ein objektives Bild zum aktuellen Stand.

 

Vier Kinder sitzen an Tischen in einem Klassenzimmer und schauen auf Laptops.
Noch nicht jede Schule verfügt über eine passende Infrastruktur für eine optimale Schuldigitalisierung. (Bild: skynesher / E+ / Getty Images)

 

Was sind für Sie die wichtigsten Erkenntnisse der Umfrage?

Kohnen: Auf der einen Seite hat die Umfrage ganz klar ergeben, dass die Digitalisierung von Schulen die größte Herausforderung für Bildungseinrichtungen und Schulträger in den nächsten zehn Jahren darstellt. Bei den befragten Schulleiterinnen und Schulleitern bestätigten dies 80 Prozent der Befragten. Bei den Eltern sogar 84 Prozent. Der Ernst der Lage ist somit erkannt. Überrascht sind wir von der Ist-Situation in Schulen. Denn gerade mal 31 Prozent der Schulen verfügen laut der Befragung aktuell über einen Glasfaseranschluss. Auch hat die Umfrage ergeben, dass nur 26 Prozent der Schulen in Orten mit weniger als 20.000 Einwohner einen Glasfaseranschluss besitzen. Also Kinder und Jugendliche in eher ländlichen Regionen gegenüber Gleichaltrigen in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern in puncto Schuldigitalisierung etwas benachteiligt sind. Da sind es zumindest 40 Prozent der Schulen, die bereits einen Glasfaseranschuss besitzen.

 

Warum sind Sie von diesen Werten so überrascht?

Kohnen: Weil letztendlich eine leistungsfähige Internetverbindung wie eben die Glasfaserleitung eine der wichtigsten Grundlagen für nahezu jegliche Digitalisierung an Schulen darstellt. Was bringt es, wenn die Schulen mit digitalen Endgeräten ausgestattet sind, die Kinder aber gar nicht gleichzeitig im Netz arbeiten oder recherchieren können? Oder was erhoffen sich die Schulen von den vielen Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrern, wenn diese die neu gewonnenen und auch sehr wichtigen Erkenntnisse zum mobilen Arbeiten oder der Einbeziehungen von E-Learning-Programmen gar nicht im Unterricht anwenden können?

 

Was wäre aus Ihrer Sicht die Lösung?

Kohnen: Es wäre vermessen zu behaupten, dass wir das Problem komplett lösen könnten. Aber die flächendeckende Anbindung von Schulen an ein leistungsfähiges und hochverfügbares Glasfasernetz wäre sicherlich ein erster Schritt in die richtige Richtung.

 

Wäre dies überall im Nordwesten möglich?

Kohnen: Wir können eigentlich jede Schule in unserem Einzugsgebiet mit einem Glasfaseranschluss versorgen. Entweder über die Anbindung in einem unserer zahlreichen FTTH-Ausbaugebiete. Oder über eine Glasfaser-Direktanbindung an unser sogenanntes IP-Backbone. Das ist unser leistungsfähiges und absolut sicheres Kernnetz. Wir würden eine neue, exklusive Glasfaserleitung bis an die Schule legen und der Bildungseinrichtung so den Zugang zu bis zu 100 Gbit/s Internetgeschwindigkeit ermöglichen. Frei nach den individuellen Bedürfnissen skalierbar, hochverfügbar und symmetrisch. Also mit gleichen Geschwindigkeiten für Up- und Downloads.

 

Eine Lehrerin sitzt zu Hause und überträgt mit einem Smartphone ihren Unterricht.
Bild: Drazen_ / E+ / Getty Images

 

Wie könnte EWE den Schulen konkret bei der Digitalisierung helfen?

Kohnen: Mit unserer langjährigen Erfahrung. Mit unseren leistungsfähigen Digitalisierungs-Produkten wie eben die Glasfaser-Direktanbindung oder unsere professionellen und flächendeckenden WLAN-Lösungen für ganze Schulgelände. Und mit kompetenten Beratern, die die Schulen während des gesamten Digitalisierungs-Prozesses begleiten. Von der Planung der Telekommunikations-Infrastruktur, über die Erstellung von maßgeschneiderten Konzepten für die Schulträger und die Anträge für staatliche Fördermittel bis hin zur Installation der gesamten Hardware und dem anschließenden Betrieb.

 

Sie sprechen von staatlichen Fördermitteln. Was genau fördert der Staat?

Kohnen: Letztendlich alles, was für die Digitalisierung von Schulen notwendig ist. Hardware für die Schulausstattung wie Server-Lösungen, LAN oder WLAN, eine leistungsfähige Internetverbindung, Endgeräte wie Tablets und Laptops oder Weiterbildungsprogramme für Lehrerinnen und Lehrer. Dafür bietet der Bund und die Länder unterschiedliche Förderprogramme an. Beispielsweise den DigitalPakt Schule.

 

Worin sehen Sie das größte Risiko beim Thema Schuldigitalisierung?

Kohnen: Digitalisierung heißt zwangsläufig auch, dass Schulen anfälliger für Cyberattacken sind. Daher ist es wichtig, sich neben der Infrastruktur und der Sensibilisierung der User auch um eine professionelle IT-Sicherheit zu kümmern.

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